Auf steinigen Pfaden (1974 – 1982)
Die zweite Phase der Geschichte unseres Stammes beginnt ungefähr im Jahre 1974. Bedingt durch das Ausscheiden einer Reihe von Säulen der Leiterunde ließ das Stammesleben rapide nach. Hinzu kam noch das gerade in dieser Zeit Kpl. Lembachner in St. Marien die Messdienerarbeit sehr stark forcierte, und, nicht zuletzt bedingt durch die sehr attraktiven Fahrten nach Rom oder Israel eine Reihe von Jugendlichen die Gruppierung wechselten. So mussten Trupps aufgelöst werden, was zur Folge hatte, dass 1977 nur noch 28 Mitglieder dem Bundesamt gemeldet werden konnten. Auf der anderen Seite gab es aber auch zukunftsweisende Ansätze. Eine Wölflingsmeute konnte aufgebaut werden, und, als dann 1976 eine KJG-Gruppe zu den Pfadfindern wechselte, gab es erstmals auch Mädchen im Stamm. Für besondere Aufregung sorgte dann in den Jahren 1975 bis 1978 die „Bar“ im Materialraum. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss hier erklärt werden. dass sich der Materialraum zwar im Keller des Jugendtreffs befindet. Er allerdings durch den Caritaseingang erreicht wird und lange Zeit so eine Art exterritoriales Gelände darstellte. Kurzum, die Leiterrunde hatte sich dort eine Leiterbar eingerichtet. Hierzu wurde eine Theke gemauert, Leitungen verlegt, ja sogar eine Toilette installiert. Dieser Raum wurde rege genutzt. Ja man kann sogar sagen, dass dies ein wichtiger Schwerpunkt der damaligen „Stammesarbeit“ war. Alles geschah zumindest mit Billigung des damaligen Kuraten, aber wohl ohne Genehmigung der rechtlich hierfür zuständigen Stellen. Bei einem der in diesen Jahren recht zahlreichen Konflikten zwischen der OT und der Pfarre verstand der damalige Leiter des Jugendtreffs es recht geschickt, von den eigenen Schwierigkeiten abzulenken und die Aufmerksamkeit von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat auf diese Bar umzuleiten. Ein riesiger Krach und ein Gesprächsthema für längere Zeit war geboren. Die Folge war, dass weitere Leiter im Zorn ausschieden und die Gruppenarbeit fast zum Erliegen kam. Ein Sommerlager führten nur noch die Wölflinge und Jungpfadfinder durch. In dieser Situation beschloss im Herbst 1978 ein hohes Triumvirat bestehend aus dem Bezirkskuraten Alfred Bergrath, dem Bezirksvorsitzenden Bernhard Bude und dem Stammeskuraten Dr. Ewald Vienken diesem Treiben nicht länger zuzusehen und bat mich, die Leitung des Stammes zu übernehmen. um ihn wiederaufzubauen oder, wenn dies nicht möglich sein sollte. zu schließen. Ich fand folgende Situation vor:
- nur noch zwei lebensfähige Stufen,
- einen Materialbestand, der vorn und hinten nicht reichte, auf der anderen Seite aber eine wohlgeordnete und gesunde Kasse,
- ein Image in der Pfarre und im Pfadfinderbezirk, wie es hätte schlechter nicht sein können,
- eine sehr miese Stimmung, in der Leiterrunde, zu groß war noch die Verbitterung.
Zunächst einmal beschlossen wir, den Stamm von unten neu aufzubauen. Nur die Wölflings- und Jungpfadfinderstufe blieben bestehen, alle anderen Restgruppen wurden aufgelöst. Die Leiterrunde erhielt Verstärkung durch eine Reihe von Jugendlichen, die lange Jahre, zum Teil noch heute, im Stamm mitarbeiteten. Ein weiterer Streit über die Frage, ob die Geschlechter gemeinsam in Ferien fahren durften (diese Frage wurde damals In der Pfarre häufiger diskutiert.), führte zu einem Klärungsprozess in der Leiterrunde, und von diesem Zeitpunkt an blieb die Zusammensetzung der Leiterrunde eine Reihe von Jahren weitestgehend konstant. 1979 wurden wieder zwei Lager durchgeführt. Die Wölflinge fuhren nach Kronberg, die Jungpfadfinder nach Pfünz bei Eichstätt. Als Voraussetzung hierfür kauften wir für über 1000 DM Küchenausrüstungen. Ein weiterer Höhepunkt dieses Jahres war das 50- jährige Jubiläum der DPSG. Wir führten im September im Jugendtreff einen Tanzabend für die Pfarre durch und beteiligten uns rege am Schaulager des Bezirks vor der Kaiser Friedrich Halle. Um das Verhältnis zu den Eltern zu verbessern, wurden wieder Elternnachmittage veranstaltet, gemeinsam mit den Eltern Stadtspiele durchgeführt, ja schließlich 1981 sogar zum ersten Mal ein Eltern – Kind – Lager durchgeführt. Die Mitarbeit der Eltern hat uns damals sehr geholfen, bei der Stammesversammlung 1979 wurde Herr Thomas als Elternvertreter zum stellvertretenden Stammesvorsitzenden gewählt. Unser Verhältnis zum Bezirk verbesserte sich sehr schnell, da all diese Aktivitäten deutlich machten, dass hier neue Wege beschritten wurden. Schwieriger war es, das Image in der Pfarre aufzupolieren. Besonders das Verhältnis zu den Messdienern war ausgesprochen unfreundlich, was nicht zuletzt daran lag, dass in der seinerzeit vieldiskutierten Frage, ob ein eigener Messdienerverband gegründet werden sollte, wir konträre Positionen einnehmen mussten. Unsere Stellung in der Pfarre konnten wir nur verbessern, wenn wir uns aktiv als Gemeinschaft in der Pfarre darstellten. So wurde es schnell selbstverständlich, dass wir bei Prozessionen, Pfarrfesten, Jugendmessen, die wir gestalteten, und anderen Gelegenheiten In Kluft und mit Banner Flagge zeigten und uns an den notwendigen Arbeiten beteiligten. Lange Zelt waren die Pfadfinder die „Griller vom Dienst“. Diese positive Entwicklung setzte sich 1980 fort. Die Pfadfinderstufe wurde neu eingerichtet und dem Bundesamt konnten wir 55 Stammesmitglieder melden. Zwei Posten im Stammesvorstand wurden neu besetzt. Karl Clemens wurde stellvertretender Stammesvorsitzender und Kaplan Rainer Gattys übernahm von Dr. Vienken das Kuratenamt. Im Sommer fuhren die Wölflinge nach Manderscheid, die Jungpfadfinder und Pfadfinder nach Schönecken. Hier bewährte sich erstmals das neue Aufenthaltszelt, ohne das dieses Schlammlager kaum durchführbar gewesen wäre. Das Stammesleben erfuhr weitere Bereicherungen. Die Tradition des Georgstages und des Geburtstages unseres Gründers Baden Powell wurde wieder aufgenommen. In der Pfarre stellte der Sachausschuss Jugend des Pfarrgemeinderates die Weichen zu einem besseren Miteinander. Eine Jugendkonferenz, in der alle Träger der Jugendarbeit an einem Tisch saßen, wurde eingerichtet und koordinierte bis ca. 1988 die Arbeit. Als praktisches Ergebnis dieser Arbeit wurden in diesem Jahr erstmals der Jugendsonntag und die Sternsingeraktion als gemeinsame Aufgabe aller Jugendgruppen durchgeführt. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr fand im Bergischen Land eine gemeinsame Leiterschulung der drei Gruppierungen in Sankt Marien statt. Im Jahre 1981 blieb die Mitgliederzahl bei knapp 60. Unsere Sommerfahrten führten nach Wiltz (Wölflinge) und zum Mattsee (Jungpfadfinder und Pfadfinder). In diesem Jahr fuhr Pfingsten ein Pfadfindertrupp ins Intercamp und unternahm somit nach mehr jähriger Pause wieder erste Schritte zu internationalen Kontakten. Da im Stamm lange Zeit keine Versprechensfeiern mehr stattgefunden hatten, trafen wir am Georgstag zu einer großen Versprechensfeier in der Kapelle des Altenheimes, an der auch viele Eltern teilnahmen. 1982 gab es einen erneuten Wechsel im Stammesvorstand. Petra Leichter trat die Nachfolge von Karl Clemens an. Für den Sommer hatten wir ein Stammeslager geplant, dass leider wegen Urlaubsschwierigkeiten nicht durchgeführt werden konnte. Als Ersatz boten wir ein Herbstlager in Wittlich an, an dem leider nur die Wölflinge und Jungpfadfinder teilnahmen. Eine besondere Note erhielt dieses Lager dadurch, dass uns ein Landstreicher, der im Wald hauste und sich von Einbrüchen über Wasser hielt, in der zweiten Nacht ein Zelt klaute. Die Jagd auf „Juppie“ (so nannten wir ihn) und die Nachtwachen, wenn er ums Lager schlich, bildeten dann spannende Programmteile. Zur Ergänzung sei gesagt, dass ich noch im November des gleichen Jahres unser Zelt bei der Kriminalpolizei in Wittlich wieder abholen konnte.
Franz Merkens (Stammesvorsitzender 1978 – 1987)